50 Jahre Gruppenpfarramt 2019

Das Gruppenpfarramt Vogelsberg  - 50 Jahre Teampfarramt auf dem Land

von Pfarrerin Dorothea Witznick

Das Gruppenpfarramt Vogelsberg (kurz GPA) ist seit inzwischen fast 50 Jahren ein Modellprojekt der EKHN. In Zeiten, in denen Kooperation in unserer Landeskirche großgeschrieben wird, mag es verwundern, dass wir immer noch einen Status als Projekt haben…  Am 17.10.1969 gründeten die Pfarrer Grün aus Stumpertenrod und Rühl aus Ober-Breidenbach gemeinsam mit den Vikaren Kalbhenn und Hotz das Gruppenpfarramt im Köddinger Dorfgemeinschaftshaus. Die Idee war es, dass sich die Pfarrkollegen bei ihrer Arbeit auf dem Land unterstützen und miteinander im regelmäßigen Austausch stehen. An dieser Grundidee hat sich in den vergangenen 50 Jahren wenig geändert.

 Das GPA Vogelsberg ist deutlich gewachsen. Das heutige GPA Vogelsberg besteht aus 20 Dörfern, 18 Predigtorten, 17 Kirchen, 13 Kirchengemeinden und 5 Pfarrstellen. Es erstreckt sich von Groß-Felda bis nach Rainrod (20km) und von Ober-Breidenbach bis nach Hopfmannsfeld (20km). 2017 gab es die letzte große Veränderung als die Kirchengemeinden Groß-Felda, Kestrich und Windhausen auf eigenen Wunsch in das GPA aufgenommen wurden.

Kooperation im GPA

Das GPA ermöglicht, dass in den zum Teil sehr kleinen Gemeinden gemeinsame Aktivitäten wie das Frauenfrühstück, das Pilgern im GPA, die Nacht der Musik, der gemeinsame Reformationsgottesdienst, Feste und Kirchenvorstehertage stattfinden können. Nicht eine kleine Gemeinde muss diese Ereignisse tragen, sondern sie werden von allen gemeinsam getragen und finanziert, finden wechselseitig in den unterschiedlichen Dörfern statt.
Die Pfarrer sind immer noch für ihre Parochie zuständig. Jedes Gemeindeglied kann wissen, wer „sein/e“ Pfarrer/in ist. Kasualien, Seelsorge und die Gottesdienste an den Fest-und Feiertagen werden von der eigenen Pfarrerin/dem eigenen Pfarrer getragen. Trotzdem lernen die Gemeindeglieder auch die anderen Pfarrer/innen kennen. Das geschieht zum einen durch den regelmäßigen Kanzeltausch als auch durch die gegenseitigen Vertretungen im Urlaubs- oder Krankheitsfall. Auch bei den gemeinsamen Veranstaltungen können die anderen Pfarrer/innen kennengelernt werden. In Vakanzzeiten bedeutet das, dass gewohnte Gesichter die Aufgaben übernehmen und die Gemeinden kontinuierlich gut weiterversorgt werden.

Die Konfirmandenarbeit als Neustart des GPA

Die gemeinsame Konfirmandenarbeit im GPA hat sich seit 2016 verstärkt. Vorher fuhren alle Konfirmandengruppen gemeinsam auf die Konfifreizeit in das Freizeitheim in Ulrichstein und zum Bibelhaus-Erlebnismuseum nach Frankfurt. Der Konfirmandenunterricht fand weiterhin getrennt in den einzelnen Pfarrämtern statt. Später kam ein gemeinsamer Konfitag zu Beginn der Konfirmandenzeit hinzu. Dieser Tag fand in Hopfmannsfeld statt und hatte es durch Kooperationsspiele zum Ziel, dass sich die Konfirmand/innen schon vor der gemeinsamen Freizeit im Gruppenpfarramt kennenlernen.

In den Jahren 2013 bis 2015 kam es zu einem Einschnitt in der Geschichte des GPA. Vorher war es üblich gewesen, dass ein Team aus erfahrenen Kolleg*innen da war, das den/ die Neue/n einarbeitete. Es war höchstens eine Pfarrstelle vakant. Durch Pensionierungen, Pfarrstellenwechsel und Elternzeit war Mitte 2014 nur noch der Pfarrer Manfred Benz aus Stumpertenrod da. Anfang 2015 wurde die Pfarrstelle Ober-Breidenbach mit der damaligen Pfarrvikarin Dorothée Tullius besetzt. 

Im April 2015 verstarb plötzlich Pfarrer Benz. Ein großer Schock für alle. Die Kontinuität im GPA brach ab.

Die Pfarrstelle Meiches wurde durch den damaligen Pfarrvikar Christian Tröger besetzt. Zur Unterstützung des jungen Pfarrteams, stieg Pfarrer i.R. Helm wieder ins Gruppenpfarramtsteam ein. Pfarrerin Susanne Gessner aus Groß-Felda übernahm die Vakanzverwaltung der Pfarrstelle Stumpertenrod, Pfarrerin Dorothea Witznick kehrte aus der Elternzeit ins Team zur Kasualvertretung von Rainrod bis Stumpertenrod zurück. Schließlich wurde Pfarrer Jürgen Pithan als Vakanzerverwalter der Pfarrstelle Brauerschwend eingesetzt. Das neue Team fand und erfand sich neu. Pfarrerin Witznick übernahm ab September 2016 die Pfarrstelle Stumpertenrod.

Eine der neuen Entwicklungen im Gruppenpfarramt waren der gemeinsame Reformationsgottesdienst. Er wurde von allen Pfarrerinnen gemeinsam gestaltet und die Gemeinden organisierten 2016 ein Fest rund um den Gottesdienst mit Speis und Trank und einem kleinen Theater in Helpershain.

Der Konfirmandenunterricht veränderte sich. Fand vorher der Konfirmandenunterricht dienstags in den einzelnen Pfarrstellen statt, wurden jetzt die Gruppen zusammengefasst. Das lag unter anderem darin begründet, dass es in den einzelnen Pfarrstellen teilweise nicht genug Konfirmand/innen gab um eine Gruppengröße von 8 zu erreichen.

Die Pfarrstellen Meiches und Stumpertenrod schlossen sich zusammen und starteten mit der Idee, die Gesamtgruppe Samstags von 9-14 Uhr einmal im Monat zu unterrichten. Dieser Gruppe schloss sich Pfarrerin Gessner mit ihren Konfis aus Groß-Felda an. Auch im Norden schlossen sich Brauerschwend, Hopfgarten und Ober-Breidenbach zusammen. Es gab jetzt zwei Gruppen, die auch gemeinsame Termine hatten. Den gemeinsamen Konfitag zum Kennenlernen, das Pilgern auf den Spuren von Psalm 23, das gemeinsame Konfiseminar in Flensungen und der Ausflug nach Frankfurt ins Bibelhaus-Erlebnismuseum. Die Vorstellungsgottesdienste wurden von allen Konfirmanden einer Gruppe gemeinsam gestaltet und gehalten.

Die Folge dieser gemeinsamen Konfirmandenarbeit war, dass Groß-Felda, Kestrich und Windhausen, den Antrag stellten, auch ins Gruppenpfarramt aufgenommen zu werden. Diesem Antrag stimmten die restlichen 10 gemeinden zu. Ab dem 31.10.2017 bestand das GPA aus 13 Gemeinden, 20 Dörfern, 18 Predigtorten, 17 Kirchen, ca.5000 Mitgliedern und sechs Pfarrer/innen, da Pfarrer Peter Weigle seit August 2017 die Pfarrstelle in Brauerschwend verstärkte.

Neue Entwicklungen

Gemeinsam wurde 2018 ein neues Logo für das Gruppenpfarramt und ein neuer Gemeindebrief entwickelt. Liebgewonnene Veranstaltungen fanden wieder statt, neue kamen hinzu, wie das Theater in der Kirche. Der Rat der Gemeinden wird verstärkt in die Planungen mit einbezogen. Die Pfarrstellen Brauerschwend, Ober-Breidenbach und Stumpertenrod kooperieren seit dem 01.04.2019 in einem gemeinsamen Gemeindebüro in Brauerschwend. Ziel ist es, ein Stück der Verwaltungsarbeit von den Schultern der Pfarrerinnen und des Pfarrers zu nehmen. Damit sollen die Pfarrpersonen wieder mehr Zeit für ihre eigentlichen Aufgaben gewinnen; d.h. Seelsorge, Gottesdienst und Unterricht.

Ende 2019 wird eine halbe Pfarrstelle in Stumpertenrod wegfallen, spätestens Ende 2021 eine halbe Pfarrstelle in Meiches. Diese Kürzungen ergeben sich aufgrund der gesunkenen Mitgliedszahlen. Dem GPA Vogelsberg wird eine ganze Pfarrstelle fehlen. Möglicherweise werden sich noch andere Veränderungen ergeben. Alles ist noch nicht abzusehen. Das Pfarrteam versucht sich gemeinsam mit den Kirchenvorständen kreativ den Entwicklungen zu stellen, ja sie teilweise im Voraus durchzuspielen, um nicht immer nur zu reagieren.

In vielen Situationen hat sich aber immer wieder ergeben, dass das GPA mit den Herausforderungen zurechtgekommen ist. Für Pfarrerinnen und Pfarrer, die gerne im Team arbeiten, ist das GPA Vogelsberg ein Gewinn. Es findet ständig eine kollegiale Beratung und ein Austausch statt. Man ist kein Einzelkämpfer auf dem Land. Auch den Gemeinden wird vieles möglich, was sich alleine nicht mehr aufrecht erhalten ließe.

Die Stärke des GPA ist es, dass die Gemeinden selbstständig bleiben, den Blick auf die einzelnen Dörfer behalten, aber trotzdem miteinander im ständigen Austausch stehen.

Pfarrerin Dorothea Witznick

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