21. August 2013 - 775-Jahrfeier
„Storndorfer Besen" - von Walter Hansel
Vor vielen Jahren war Storndorf als Dorf der Besenmacher bekannt. In zahlreichen Familien wurden - hauptsächlich in den Wintermonaten - Reiserbesen aus Birkenreisern hergestellt und verkauft.
Eine der letzten Besenmacherinnen war „Peltzesch Kotherme", Katharina Peltzer, Witwe des Schuhmachermeisters Hermann Mathias Peltzer, die in der sogenannten „Schlechten Zeit" nach dem II. Weltkrieg mehrere Jahre ganzjährig Reiserbesen herstellte. Die Birkenreiser wurden im Taunus oder in der Nähe von Gießen geschnitten. Einige Männer übernachteten dort in einer Waldhütte bis genügend Material zusammengetragen war. Die Bündel wurden dann vom „Bunn-August" (August Bonn) mit einem LKW abgeholt. Für die Lagerung hatte man eigens eine Scheune errichtet.
Tag für Tag saß dann Peltzesch Kotherine vor ihrem Haus in der Meicheser Straße 12 und schnitt Reiser aus. Beim Binden der Besen half die ganze Familie mit. Onkel Heinrich packte die Besen, Enkelin Karin schnitzte die Holznägel und Schwiegersohn Ernst kam zum Einschlagen der Stiele von Ober-Breidenbach herüber. Ursprünglich wurden die Ringe der Besen noch aus Haselruten gespalten. Später konnte man in Alsfeld bei „Franke" sogenanntes „Besenrohr" bekommen.
Die fertige Ware holte der Großhändler Geiße & Zimmermann aus Gießen ca. alle zwei Wochen mit einem LKW ab, wenn er ein örtliches Gemischtwarengeschäft belieferte. Eingestellt wurde die Besenmacherei Mitte/Ende der 50iger Jahre. Schwiegersohn Ernst Lang aus Ober-Breidenbach fertigte bis ins hohe Alter gelegentlich noch Reiserbesen für seinen eigenen Bedarf an.
Die Familientradition wird bis heute fortgeführt. Urenkel Walter Hansel aus Dirlammen lernte das Besenmachen vom Opa Ernst und verdiente sich schon als Schüler sein Taschengeld damit. Heute wird jedoch nur noch für den eigenen Bedarf produziert.
Walter Hansel
