01. Juli 2016 - Energieversorgung / Energiegenossenschaft Schwalmtal

Quelle: OZ Alsfeld, 30. Juni 2016

Zukunftsmodell Bürgerstrom

VERTRAG Energiegenossenschaft Schwalmtal kooperiert mit Bürgerwerken Heidelberg

vertrag

Kooperationsvertrag unterzeichnet und ausgetauscht: Die Energiegenossenschaft Schwalmtal ist jetzt Mitglied der Bürgerwerke Heidelberg – Energie in Gemeinschaft. Den dazu notwendigen Vertrag unterzeichneten die Vorstandsmitglieder Dr. Michael Hiller, Andreas Roth, Arno und Jürgen Steuernagel und übergeben die Vereinbarung an Kai Hock (Bürgerwerke Heidelberg/rechts). Foto: Krämer

BRAUERSCHWEND - (gk). Bürgerstrom – die Zukunft für kleine Energiegenossenschaften? Energiegenossenschaften schließen sich zusammen und setzen sich zur Wehr gegen Benachteiligungen bei der Novellierung der EEG. Ergebnis: Bürgerwerke entstehen und verkaufen Strom von Bürgern für Bürger.

Wie das geht und welche Voraussetzungen dafür notwendig sind, das stellte Kai Hock vom Vorstand der Bürgerwerke Heidelberg auf der Generalversammlung der Energiegenossenschaft Schwalmtal im Sportheim des TV Brauerschwend vor.

Hock wurde deutlich: Durch die Novellierung der EEG, die Reduzierung der Einspeisungsvergütungen und den damit verbundenen großen Lobby-Einfluss der Stromkonzerne bekämen kleinere Energiegenossenschaften hinsichtlich der Wirtschaftlichkeit immer mehr Probleme. Das Ziel der Bürgerbeteiligung über das Genossenschaftsmodell drohe mittelfristig daran zu scheitern. Im Wettbewerb mit den Stromkonzernen, die sozusagen Monopolisten sind, scheitern immer mehr lokale Energiegenossenschaften.

Der in den Energiegenossenschaften mit Wasser, Wind oder Sonne erzeugte Strom könne in den meisten Fällen nicht direkt vor Ort eingespeist und müsse an regionale Stromhändler verkauft werden. Dabei gingen viele Ressourcen verloren, Kosten entstünden.

Kai Hock erklärte, dass man sich angesichts dieser Situation selbst als Energiegenossenschaften zu einer Gemeinschaft als Bürgerwerke zusammengeschlossen habe, um das zu machen, was die Strommonopolisten tun: nämlich handeln mit Strom. Man trete sozusagen in den Wettbewerb zu den Strommonopolisten.

Mit dem großen Unterschied, dass man dafür garantiere, dass der Energiegenossenschaft die Wertschöpfung, die durch regionale Stromerzeugung und die damit durchaus verbundenen Beeinträchtigungen für die Bürger entstehe, wieder in die Region zurückgegeben werde. Denn klar sei: Die Bürgerwerke arbeiten nicht nach dem Prinzip der Gewinnmaximierung.

Je mehr Strom die Energiegenossenschaften verkaufen, desto höher sind die Einnahmen und entsprechend günstiger die Strompreise für die Mitglieder. Die Wertschöpfung fließe sozusagen wieder in die Region zurück. „Das gilt für alle Arten der Stromerzeugung", erklärte Hock. „Die Umsetzung ist ganz einfach", erläuterte Hock.

Zuerst einmal müsse eine Energiegenossenschaft Mitglied der Bürgerwerke Heidelberg – Energie in Gemeinschaft – werden. Das sei sozusagen die Voraussetzung für die Stromlieferung in den regionalen Bereich. Die EGS ist Mitglied dieser Bürgerwerke Heidelberg geworden. Der Kooperationsvertrag wurde noch am Abend der Generalversammlung unterzeichnet. Damit wird auch über die EGS für den Bürgerstrom aktiv geworben. Jeder einzelne Hauseigentümer kann jetzt mit den Bürgerwerken Heidelberg selbst einen Stromlieferungsvertrag abschließen – und damit den Bürgerstrom, der zu 100 Prozent Ökostrom besteht, empfangen. Hock wies darauf hin: „Einspeisung und Stromlieferung sind zwei voneinander unabhängige Vorgänge, die auch dem Wettbewerb unterliegen. Man ist nicht an ein Unternehmen gebunden. Und man kann jederzeit wieder kündigen."

Für die EGS sieht Vorstandsmitglied Dr. Michel Hiller eine große Chance in diesem neuen Modell des Bürgerstromes. Die kleinen Energiegenossenschaften könnten ihren Strom in vollem Umfang verkaufen, und wieder zurückkaufen über die Stromlieferung in die Häuser und zu den Bürgern. Das sei ein sinnvolles Genossenschaftsmodell. Man nehme durchaus den Kampf gegen die Konzerne auf – wenn auch nur lokal. Unter diesem Gesichtspunkt denke die EGS eine neue Investition im Bereich der Solarenergie an. Für 370 000 Euro soll ein „schlüsselfertiges Sonnenenergieprojekt" erstellt und die Stromerzeugung daraus in Bürgerstrom in der Region angeboten werden. Die Akquise soll in den nächsten Wochen beginnen. „Wir sind sicher, dass wir mit diesem Projekt einen wesentlich günstigeren Strompreis, als zur Zeit bei der OVAG zu entrichten ist, für unsere Mitglieder erzielen", so Vorstandsmitglied Andreas Roth.

An der Versammlung nahm Bürgermeister Timo Georg teil. In einer Stellungnahme machte er deutlich, dass die Variante Bürgerstrom auch für den Groß-Stromabnehmer Gemeinde Schwalmtal nicht uninteressant sei. „Das Ganze muss ergebnisoffen durchgerechnet werden", sagte Georg.

Geringer Überschuss

Zu Beginn der Generalversammlung gab der Vorstand einen Bericht über das abgelaufene Geschäftsjahr. Dabei wurde deutlich: Mit der Funktionsfähigkeit der drei Photovoltaikanlagen (Sportheim Storndorf, Volkshalle Brauerschwend und DGH Vadenrod) sei man zufrieden. Die Wirtschaftlichkeit könne verbessert werden, es wurde ein geringer Überschuss erwirtschaftet. Dies deckte sich mit dem Bericht des Aufsichtsrates, den Helmut Schmehl vortrug. Die Beschlussfassungen zur Verwendung des Jahresüberschusses und die Entlastungen von Aufsichtsrat und Vorstand erfolgten einstimmig. Eine Konkretisierung über die Festsetzung der Kredithöchstgrenze je Schuldner wurde als Ergänzung nachträglich protokolliert. Die Mitgliederzahl der EGS ist leicht gestiegen; sie liegt momentan bei 49 mit 61 Geschäftsanteilen.

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