17. November 2015 - BLICK ZURÜCK: Was geschah vor 20 JAHREN?

Quelle: OZ Alsfeld, 15. Nov. 1995

1995-11-15: Bei knapper werdenden Finanzen spricht Kirche jetzt auch öffentlich mehr über Geld

Kirchenvorsteher des Gruppenpfarramtes Vogelsberg trafen sich zum einem Wochenendseminar in Herbstein

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Die Teilnehmer des Kirchenvorsteherwochenendes in Herbstein. Foto: dg

VOGELSBERGKREIS (dg). Die Verwaltung der Finanzen einer Kichengemeinde gehört zu den Aufgaben eines Kirchen Vorstandes. Da die Kirche in den nächsten Jahren mit erheblichen Steuermindereinnahmen rechnen muß, werden zur Zeit auf allen kirchlichen Ebenen Spardiskussionen geführt. Dies war auch für die Kirchenvorsteher des Gruppenpfarramtes Vogelsberg Grund genug, sich einmal intensiv in einem Wochenendseminar im Ernst-Klotz-Feriendorf in Herbstein mit dem Thema: „Die Kirche und ihr Geld" zu beschäftigen.

Einer der Referenten war dabei Hans-Dieter Dörr von der Kirchenverwaltung in Darmstadt. Dörr, der in der Finanzabteilung für die Rentamtsaufsicht zuständig ist, führte die Kirchenvorsteher in die Grundlagen des Kirchensteuerwesens ein. Er hob hervor, daß die Kirchensteuer die Haupteinnahmequelle der Kirche sei. Diese werde mit staatlicher Hilfe über die Finanzämter eingezogen. Für diese staatliche Hilfe zahle die Kirche ihrerseits ein Prozent der Kirchensteuereinnahmen an den Staat. Eine Abschaffung der Kirchensteuer würde bedeuten, daß die Kirche viele ihrer freiwillig übernommenen Aufgaben nicht mehr erfüllen könne. Hierzu zählte er auch Kindergärten und Diakoniestationen.

Durch die steuerliche Freistellung des Existenzminimums werde die Kirche in Hessen und Nassau voraussichtlich in den nächsten Jahren pro Jahr 40 bis 60 Millionen Mark weniger Geld zur Verfügung haben. Die Kirchengemeinden, die 50 Prozent aller Steuereinnahmen für ihre Gemeindearbeit erhalten, müßten deshalb ab dem Haushaltsjahr 1997 mit acht Prozent weniger Geld auskommen. Was dies konkret bedeutet, erarbeiteten die Kirchenvorsteher gemeinsam mit Klaus Döll, dem Leiter des Rentamtes Alsfeld. Döll, der über die Grundlagen des kirchlichen Haushaltswesens referierte, ließ die Kirchenvorsteher in einem Planspiel den fiktiven Haushalt 97 der Gemeinde „Spardorf" aufstellen.

Vier Arbeitsgruppen entwickelten unterschiedliche Sparvorschläge, die anschließend miteinander verglichen wurden. Dabei wurde klar, daß in der Arbeit der Kirchengemeinden Prioritäten gesetzt werden müssen. Dekanin Renate Weber machte in einem Referat deutlich, daß dies nur möglich sei, wenn man „Leitbilder" habe. Leitbilder müßten anhand der Bibel erarbeitet werden. Die Kirchenvorsteherinnen und Kirchenvorsteher waren sich einig, daß in den Gemeinden sowohl über die Finanzen als auch die Leitbilder intensiv gesprochen werden müßte. Hier gelte es, viele Vorurteile zum Thema „Kirche und Geld" auszuräumen, aber auch zu mehr aktiver Mitarbeit in den Gemeinden anzuregen.

Das Wochenende wurde mit einem gemeinsamen Gottesdienst des Gruppenpfarramtes, in dem die Kirchenvorsteher und Kirchenvorsteherinnen die Liturgie gestalteten und Pfarrer Andreas Weik die Predigt hielt, in der Kirche in Meiches beschlossen. Weik ging anhand der Sprichwörter „Über Geld spricht man nicht, entweder man hat es oder man hat es nicht" und „Bei Geld hört die Freundschaft auf auf das Verhältnis von Kirche und Christen zum Geld ein. Knapper werdende Finanzen bewirkten, daß die Kirche nun etwas mehr in der Öffentlichkeit über Geld nachdenke und spreche. Die Kirche stehe unter dem Anspruch, daß Geld nicht an oberster Stelle stehen dürfe, auf der anderen Seite lebe sie aber in einer Welt, in der es ohne Geld nicht gehe. „Auch Kirche braucht Geld, um ihre Arbeit zu tun", betonte Weik.

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