05. Mai 2015 - Gemeinde Schwalmtal

Quelle: OZ Alsfeld, 05. Mai 2015

Schilda: Zwei Meter Unterbau für Radweg

OZ-GESPRÄCH Bürgermeister Timo Georg beklagt: Kosten werden in die Höhe getrieben - Links zu älteren Artikeln

In diesem Wiesenbereich muss der Weg zwei Meter rief ausgebaggert werden, um Fördergeld zu bekommen. Foto: Galle-Schäfer

In diesem Wiesenbereich muss der Weg zwei Meter rief ausgebaggert werden, um Fördergeld zu bekommen. Foto: Galle-Schäfer
Von OZ-Redakteurin Sabine Galle-Schäfer

SCHWALMTAL - Den ganz realen Irrsinn gibt´s nicht nur im Satire-Magazin "extra 3", sondern auch mitten im Vogelsberg: Für den geplanten Schwalm-Radweg nämlich gibt es nur Zuschüsse, wenn der Boden des Feld- und Waldweges nach den "Richtlinien für die Standardisierung des Oberbaus von Verkehrsflächen, kurz RStO", ausgebaut wird. Das bedeutet konkret: Der Weg im Wiesental muss teilweise bis zu zwei Meter tief ausgebaggert und dann verdichtet werden. "Völlig übertrieben", findet das Bürgermeister Georg - auch im Hinblick auf die Kosten von fast einer halben Million Euro. Deshalb verzichtet er auf die Zuschüsse von Hessen Mobil, wählt eine wesentlich einfachere Ausbau-Variante und spart dadurch letztendlich noch Geld.

Schon vor gut einem Jahr hatte sich der Schwalmtaler Bürgermeister über die Vorgaben aufgeregt, die beim Bau des Radweges erfüllt werden müssen, um Fördermittel zu bekommen (die OZ berichtete). In Gesprächen und Verhandlungen in den vergangenen Monaten hatte er für seine kostengünstigere Variante geworben, versucht, auch für diese Ausbauart Fördergelder zu bekommen. Doch jetzt steht fest: Einen Zuschuss gibt´s nur, wenn die vorgegebenen Richtlinien erfüllt werden - und dann wird es richtig teuer. 460 000 Euro würde der Weg dann kosten, allein 250 000 Euro sind für den Bodenaustausch veranschlagt, rechnet der Schwalmtaler Bürgermeister im OZ-Gespräch vor und erklärt: "Das ist wirklich Schilda. Das ist ein klassisches Beispiel, wie im öffentlichen Bereich die Kosten in die Höhe getrieben werden."

Hessen Mobil hingegen beruft sich auf besagte RStO. Diese Richtlinien regeln bundesweit die "Dimensionierung eines Straßenaufbaus und damit auch die Bauweise", erklärt Cornelia Höhl von Hessen Mobil Schotten auf Anfrage. Beim Straßenaufbau werden die "Funktion der Verkehrsfläche" als Autobahn, Bundes-, Landes oder Kreisstraße oder auch als Radweg sowie die Verkehrsbelastung berücksichtigt. "Weitere wichtige Faktoren sind die örtliche Lage und die vorhandenen Bodenverhältnisse", heißt es aus Schotten. Und: "Auch ein Radweg hat entsprechende Mindestanforderungen, zum Beispiel an die Tragfähigkeit und Frostsicherheit, zu erfüllen."


 

Vollbildanzeige


 

Für Radwege seien, ebenso wie bei anderen geplanten Baumaßnahmen, Bodengutachten erforderlich. "Im Falle des geplanten Schwalm-Radweges zwischen Vadenrod und Ober-Sorg haben diese Gutachten ergeben, dass aufgrund der anstehenden schlechten Bodenverhältnisse nur durch einen entsprechenden Bodenaustausch die Tragfähigkeit und damit auch Gebrauchsfähigkeit und Dauerhaftigkeit gewährleistet werden und damit den Förderkriterien entsprochen werden kann", begründet Cornelia Höhl.

Die Argumente, die Timo Georg vorbringt, sind aus der Praxis und belegen, dass der Weg durchaus tragfähig ist - und das schon seit Jahren. Beim Bau der Kläranlage Vadenrod etwa rollte der gesamte Baustellenverkehr über den Feldweg, heute sind es die großen landwirtschaftlichen Maschinen auf dem Weg zu den Wiesen und Äckern. Und der Landwirt, der den Klärschlamm abfährt, macht das mit einem 15 000-Liter-Fass.

Trotzdem sehen die Förderrichtlinien vor, dass dieses Teilstück des Radweges 60 Zentimeter ausgebaggert werden muss. In den feuchten Wiesenbereichen des Weges zwischen Vadenrod und Ober-Sorg wird gar ein "massiver Bodenaustausch von bis zu zwei Metern Tiefe" gefordert, zitiert Georg aus den Schreiben des Straßen- und Verkehrsmanagements. "Das ist nicht nötig", zeigt sich der Bürgermeister überzeugt, "denn es gibt Alternativen." Ein örtlicher Unternehmer will nur 30 Zentimeter Boden abnehmen, dann einen Binder in den Boden mischen und so die nötige Stabilität schaffen. "Das ist enorm tragfähig", weiß Georg, doch die Fördergeld-Geber ließen sich nicht überzeugen. Für diese Variante gibt es kein Geld.

Trotzdem spart die Gemeinde im Endeffekt: Bei der günstigeren Mischbinder-Aktion rechnet Georg mit Kosten von 40 000 bis 50 000 Euro, bei der teuren Zuschuss-Variante hätte Schwalmtal rund 100 000 Euro selbst zahlen müssen.

Die ganze Angelegenheit ist für den Bürgermeister einmal mehr ein Beweis dafür, "wie überzogene Standards Einzug gehalten haben". Besonders ärgert ihn in seinem Fazit, "dass kostengünstige Alternativen vorschnell zur Seite gelegt werden".


Das Thema "Radweg zwischen Vadenrod und Ober-Sorg " ist schon mehrmals von der OZ aufgegriffen worden. Hier die Links:



08. November 2010 - Ortsgeschehen

Quelle: OZ, Alsfeld

„Alternativvorschlag ist keine Alternative"

Keine Einigung über Radwegtrasse mit Hessenforst


 08. November 2010 - Ortsgeschehen

Radwegtrasse zwischen Vadenrod und Ober-Sorg

Ein Kommentar


12. Februar 2011 - Ortsgeschehen

Radweg R4 - Steckenführung
Ober-Sorg  Richtung  Vadenrod

Anbindung an Waldwirtschaftsweg wird angestrebt - Gemeinde bleibt am Ball - Forderung nur Angstmacherei?


13. Juni 2014 - Bürgermeister Schwalmtal

Quelle: OZ Alsfeld * Von OZ-Redakteurin Sabine Galle-Schäfer

Nicht bezahlbar: Zwei Meter Unterbau für Radweg

OZ-GESPRÄCH Bürgermeister Georg kritisiert Vorgaben / Kosten explodieren auf 500.000 Euro


 

 

Besucherzähler - VCNT

Seitenzugriffe 0

Heute 123

Gestern 165

Woche 1.089

Monat 651

Insgesamt 14.597

Aktuell sind 143 Gäste und keine Mitglieder online

Kalender

Mai 2024
Mo Di Mi Do Fr Sa So
29 30 1 2 3 4 5
6 7 8 9 10 11 12
13 14 15 16 17 18 19
20 21 22 23 24 25 26
27 28 29 30 31 1 2
Wir benutzen Cookies

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.