28. Mai 2014 - Gemeindevertretung Schwalmtal
Quelle: OZ Alsfeld - OZ-Redakteurin Sabine Galle-Schäfer
Mann des klaren Wortes verlässt politische Bühne
OZ-GESPRÄCH Schwalmtaler SPD-Chef Willi Donath scheidet nach 30 Jahren aus Parlament aus
Nachdenklich: Willi Donath in seiner letzten Gemeindevertretersitzung. Foto: Galle-Schäfer
SCHWALMTAL - Willi Donath ist ein Mann des klaren Wortes. „Wir machen nicht nur rote Fahne", sagt er beispielsweise, wenn er über seine gewerkschaftliche Arbeit spricht, und als SPD-Fraktionschef im Schwalmtaler Gemeindeparlament konnte er mit wenigen treffenden Sätzen den Schlusspunkt unter langatmige Diskussionen setzen: „Jetzt aber mal Butter bei die Fische...", war so eine gern benutzte Formulierung – eine, die künftig fehlen wird.
Denn: Nach fast 30 Jahren kehrt Willi Donath der Gemeindepolitik den Rücken, er hat sein Mandat als Gemeindevertreter und den Posten des Ortsvorstehers in seinem Heimatort Hergersdorf abgegeben.
Donnerstagabend war seine letzte Gemeindevertretersitzung, Dank gab es da vom Bürgermeister und von Dieter Boss, dem Vorsitzenden der Gemeindevertretung. Donath sei beliebt und geschätzt in der Gemeinde, Freundlichkeit und Kompetenz zeichneten ihn aus – der langjährige Kommunalpolitiker nahm dieses Lob ohne äußere Regung an und ging nach dem Überreichen der obligatorischen Flasche Wein zur Tagesordnung über.
Pragmatisch gibt sich Willi Donath auch im OZ-Gespräch: „160 Quadratmeter Wohnfläche", antwortet er nach dem Grund seines Rückzugs gefragt und fängt dann doch an zu erklären: Er hat lange mit sich gerungen, nun hat er entschieden, sich von seinem Elternhaus zu trennen und nach Alsfeld zu ziehen. Zuletzt hat er alleine in Hergersdorf gewohnt, irgendwann ist ihm die Arbeit mit dem großen Anwesen einfach zu viel geworden, schließlich ist der 50-Jährige beruflich stark eingespannt. Er ist als Vorsitzender des Gesamtpersonalrats von Hessen Mobil an mindestens drei Tagen in der Woche unterwegs, kommt oft spät nach Hause, in der wenigen Freizeit hat er sich seit Jahrzehnten für seine Gemeinde engagiert. Wobei die Liste und die Dauer seiner Ehrenämter immens sind: Er war nicht nur knapp 30 Jahre in der Gemeindevertretung, er war zudem ewige Zeiten im Ortsbeirat, davon knapp 20 Jahre als Ortsvorsteher, er gründete 1977 die Jugendfeuerwehr Hergersdorf mit, war – es klingt fast selbstverständlich – Jugendfeuerwehrwart und Kreisjugendfeuerwehrwart, er gehört heute der deutschen Jugendfeuerwehr an und ist Vorsitzender des Fachausschusses Integration in Berlin. Zudem ist der Hergersdorfer seit mehr als 15 Jahren Wehrführer und hat derzeit das Amt des stellvertretenden Gemeindebrandinspektors inne.
Ein „Posten" darf in der Aufzählung nicht fehlen: Willi Donath ist Vorsitzender des BMW-Motorradclubs Vogelsberg. „Darauf freue ich mich, da hat man jetzt mehr Zeit", sagt der 50-Jährige. Schon fest eingeplant ist eine Tour in den Bayerischen Wald in diesem Jahr, sein Traum ist es, mit dem Motorrad noch einmal Richtung Osten aufzubrechen – „bis runter an die Wolga".
Bei aller Vorfreude aufs Motorradfahren, beim Schwärmen von der neuen Wohnung in Alsfeld hat Donath in diesen Tagen doch auch Momente erlebt, in denen er reflektiert hat, zurückgeblickt hat auf seine 30 Jahre in der Kommunalpolitik. „Es gab schöne Momente mit der Fraktion", sagt der SPD-Mann, der aber auch an Flugblätter in Wahlkampfzeiten denkt, deren Aussagen unter die Gürtellinie gingen. Er weiß: „Es gehört schon ein bisschen Biss in die Diskussion", aber man müsse auch den Menschen auf der anderen Seite sehen. „Da hat mich schon das ein oder andere geärgert."
Dieses Kapitel in Schwalmtal aber ist für Willi Donath jetzt abgeschlossen. „Für mich beginnt ein weiterer Lebensabschnitt", sagt er und freut sich, dass er an den Abenden künftig machen kann, was er will, dass seine Zeit nicht vom Terminkalender bestimmt wird.