30. Juni 2012 - Ev. Kirchengemeinde

Quelle: OZ Alsfeld

Aufgebrachte Kirchentagsbesucher mit Choral beruhigt

Der Evangelische Posaunenchor Ober-Breidenbach feiert morgen mit einem Festgottesdienst sein 50-jähriges Bestehen

(mpe). „Wir hatten viele Hochs und viele Tiefs. Und wir sind zusammen mit dem Posaunenchor Oldies geworden. Aber es geht uns ja nicht alleine so!" Wenn sich die älteren Musiker des Evangelischen Posaunenchors Ober-Breidenbach unterhalten, dann durchlebt der Zuhörer mit ihnen Geschichten und Geschichte. 50 Jahre besteht der Evangelische Posaunenchor Ober-Breidenbach in diesen Tagen. Morgen um 13.30 Uhr wird dieses Jubiläum im Rahmen eines Festgottesdienstes in der Ober-Breidenbacher Kirche gefeiert.

Waren es in besten Zeiten schon einmal um die 30, so sind es heute noch 16 sehr junge und ältere Bläser, die sich einmal in der Woche zur Probe treffen und die die kirchlichen Festtage begleiten. Einen sehr ausgeprägten Charakter hat dieser Posaunenchor, der sich als besonders familiär darstellt. Nicht nur, dass sich hin und wieder ein Paar und später gemeinsam mit dem Posaunenchor Hochzeit gefeiert wurde. Auch wenn jemand krank wird oder es ihm anderweitig nicht gut geht, ist immer jemand zur Stelle. Noch etwas Außergewöhnliches zeichnet die Formation aus: Das ist Wilfried Volk, der inzwischen seit 43 Jahren die musikalische Leitung innehat.

Ungewöhnliche Begebenheiten

Viele ungewöhnliche Begebenheiten gibt es aus diesen fünf Jahrzehnten zu berichten, darunter die Teilnahme bei der Aufnahme für eine Musikkassette. Dass man im Laufe der Zeit hin und wieder auch mal ein Theaterstück aufführte oder dass man ein spontanes Platzkonzert während einer der zahlreichen Ausflugsfahrten gab, wie in Kehl am Rhein - auch das gehört dazu. Ebenso das Strohbärenbinden an Fasching oder im Festzug mit marschieren ...

Treffen mit anderen Musikern in der damaligen Partnergemeinde Authausen in der DDR sind lebendig in Erinnerung geblieben. Wobei die innerdeutsche Grenze in diesem Fall genauso überschritten werden musste, wie auf dem Weg zum Kirchentag nach Berlin. Vor den Vopos mussten jeweils sämtliche Instrumente ausgepackt werden. Misstrauisch wurden sie begutachtet, wie der Kompressor, den ein Mitglied eigens zum Aufblasen der Luftmatratzen mitgenommen hatte. Einmal dauerten die Schikanen so lange, dass die Taufe, auf der im Osten gespielt werden sollte, vorbei war. Ein anders Mal musste für die Stereoanlage, die man der kirchlichen Partnergemeinde bringen wollte, so viel Geld an der Grenze gezahlt werden, dass jedem der Musiker nur noch ein bisschen Zwangsgeld blieb.

Beim Kirchentag in Hamburg gerieten die Musiker des Posaunenchors Ober-Breidenbach während der Rede eines Politikers in die Auseinandersetzungen um Pershing-Raketen. Schließlich wurden die Vogelsberger mit anderen Posaunenchören vor Ort eingesetzt zur Befriedung der aufgebrachten Mengen: Es wurden einige getragene Choräle gespielt, so gelang es die aufgebrachten Gemüter zu beruhigen. Besondere Erlebnisse prägten ebenfalls eine Missionsreise nach Kerala in Indien. Dort ging es für die Bläser unter anderem eine lange Strecke über Holperstraßen zu einem vierstündigen Konfirmationsgottesdienst mit besonderen Ritualen.

Gründung des Posaunenchors

Gegründet wurde der Evangelische Posaunenchor Ober-Breidenbach am 10. August 1962 durch den damaligen Diakon Werner Penkatzki. Für Trompete, Waldhorn, Ventilposaune, Bariton-Tuba, Kuno-Trompete wurden Schulden gemacht. Kaum einer der elf Musiker der ersten Stunde konnte Noten lesen, so schrieb man sich die einzelnen Griffe auf. Am folgenden 30. September war der erste Auftritt in einer Privatmolkerei in Rauischholzhausen. Es gab eine große Spende, man konnte einen Teil der Schulden für die Instrumente abbezahlen. Nicht lange, dann ging der Diakon - der Posaunenchor blieb zurück ohne Dirigent. Man fand schließlich Ersatz, aber die Reihen lichteten sich durch Bundeswehr und andere berufliche Gründe bei den jungen Leuten. Immer schlechter besucht wurden die Übungsstunden, es gab keine Ständchen mehr. „Auf einmal war alles vorbei!", erinnert sich Wilfried Volk.

Neuanfang 1966

1966 gab es unter Pfarrer Dr. Artur Rühl einen Neuanfang: Zwölf Konfirmanden aus Ober-Breidenbach erhielten Instrumente und begannen zu spielen - nach der Militärschreibweise. Einige ältere Musiker stießen hinzu, auch sie mussten auf diese Schreibweise umlernen. Unter Chorleiter Werner Hartmann ging es wieder aufwärts, bis 1970. In diesem Jahr verließ Pfarrer Dr. Rühl Ober-Breidenbach - es drohte ein erneuter Zusammenbruch. Joachim Weber nahm sich der Sache als neuer Pfarrer an und hatte schon bald eine Idee für eine Chorleiterlösung, als er gezielt Wilfried Volk ansprach: „Das mit dem Dirigieren, das könnten Sie doch mal machen?" Volk, damals 22 Jahre alt, erinnert sich genau an diesen Moment: „Ich war ja nur Laie und einfach nur ein bisschen musikalisch. Aber warum eigentlich nicht?"

Nur kurze Zeit galt es mal wieder ein Problem anzupacken: „Von oben" kam die Anordnung nicht mehr nach Militärschreibweise zu spielen, sondern wie alle kirchlichen Posaunenchöre nach „Kulo". Darüber wurde abgestimmt, mehrheitlich entschied man sich für das Umlernen. Einige Mitglieder sprangen ab. Dennoch ging es bergauf.

Chorleiter Wilfried Volk

1974 absolvierte Wilfried Volk erfolgreich seine Prüfung als Chorleiter. 1978 nahm man erstmals teil am Dekantsposaunentag, außerdem begleitete man die feierliche Ordination von Pfarrer Reinhard Helm. Er spielt seither als Posaunist in dieser Formation. Zugleich erfolgte in diesem Jahr der Zusammenschluss mit dem Evangelischen Posaunenchor Storndorf. 1979 fand erstmals die Adventsmusik statt, die bis zum heutigen Tag jedes Jahr stattfindet und die seitdem durchgängig musikalisch begleitet wird vom Ev. Posaunenchor Ober-Breidenbach.

In seiner Arbeit als Dirigent erinnert sich Wilfried Volk an so manche Schüler besonders. Zu solchen gehörten zwei junge Männer, zu denen er drei Jahre mit Engelszungen sprach. Schweren Herzens rang er sich durch zur Absage: „Also mit euch hat das keinen Wert!" Zwei Wochen später erschienen beide wieder in der Übungsstunde: „Plötzlich klappte es wie am Schnürchen." Einer von ihnen ist inzwischen Mitglied bei einer renommierten Brass-Formation des Evangelischen Landesposaunenwerkes.

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