29. Juli 2014 - Ev. Kirchengemeinde / Gruppenpfarramt
Quelle: Gemeindebrief 3-2014
Abschied Pfrv. Christian Coenen
Abschiede begleiten uns Menschen unser ganzes Leben hindurch. Manche Abschiede sind große, gewichtige Abschiede, andere eher klein und unbedeutend. Und oft geschieht so ein Abschied mit einem lachenden und einem weinenden Auge.
Das weinende Auge steht für den Schmerz, denn viele Abschiede tun weh. Erstmal. Sie trennen. Sie schneiden eine Schneise zwischen mir und jemand anderem. „Tschüss", sagt man dann. Dreht sich um, vielleicht mit feuchten Augen, vielleicht mit einem Kloß im Hals.
Mein Abschied aus dem Schwalmtal tut mir weh. Ich lasse Sie zurück: Menschen, die mich eine Zeit lang auf meinem Lebensweg begleitet haben, und Menschen, die ich eine Zeit lang auf Ihrem Lebensweg begleitet habe. Ich gehe mit einem Rucksack voller Dankbarkeit für all die vielen Begegnungen. Tschüss also, liebe Leute aus dem Gruppenpfarramt. Abschiede tun weh, aber bei vielen von ihnen schwingen auch andere Gefühle mit - das lachende Auge. Die Aussicht, dass man sich irgendwann mal wieder sieht. Die Vorfreude auf das Neue, was nach dem Abschied anfängt. Die Hoffnung, dass der oder die andere auf seinem Weg von Gott behütet und getragen wird. Darum sagt man ja auch „Tschüss". Das kommt - auch wenn man es zunächst nicht vermuten mag - nämlich von Adieu und das wiederum heißt so viel wie „Geh mit Gott!"
Auch die Bibel erzählt von Abschieden. Zum Beispiel von dem von Abraham und Sara: Sie müssen sich verabschieden. Gott befiehlt ihnen, aus ihrer Heimat aufzubrechen. Alles müssen die beiden zurücklassen: Die Familie, Haus und Hof, die Gräber ihrer Eltern. Sie kennen noch nicht einmal ihr Ziel. Der Abschied tut weh. Das, was sie dabei trägt, ist eben dieses „Tschüss - Geh mit Gott." Die Ge-wissheit, wir sind nicht alleine auf unserem Weg, und auch die, die wir zurücklassen, sind nicht alleine auf ihrem Weg.
Lang, lang ist's her mit Abraham und Sara. Vergangenheit. Abschiede begleiten uns aber immer noch. Mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Dem, was weh tut, und der Hoffnung, dass niemand, der aufbricht, alleine geht. Also, liebe Leute: Tschüss! Gott sei mit Ihnen!
Christian Coenen