23. Oktober 2019 - Heimische Wirtschaft

Quelle: OZ Alsfeld 22.10.2019 - Von Margaret Perkuhn -- Siehe auch: Alsfelder Allgemeine: Aus Gülle wird Dünger

Gülleveredelung als Beitrag zum Klimaschutz

In Storndorf wird ein Verfahren zur Gülleveredelung als effektiver Beitrag zum Klimaschutz vorgestellt.

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Das Messgerät zeigt an, wie viel Amoniak aus der Gülle ausströmt. Foto: Perkuhn

STORNDORF - "Ich bin für eine Lösung, nicht für 'einfach dagegen', das bringt nichts!" Jens Keim aus dem mittelfränkischen Feuchtwangen, Sprecher der "Interessens-Gemeinschaft gesunde Gülle", brachte das auf den Punkt, was sich bei dieser Klimaschutztagung in Storndorf wie ein roter Faden durch alle weiteren Gastbeiträge zog: "Praktiker und Wissenschaftler an einen Tisch!"

Bei Reduktion von Ammoniakemissionen an einem Strang ziehen

Bei der Veranstaltung zum Thema "Ammoniakreduzierung in der Landwirtschaft" wurde sehr deutlich, dass es zwar unabdingbar ist, aber momentan mehr als schwer scheint, "dass wir alle an einem Strang ziehen", Bauern, Verbände, Wissenschaftler und Politiker. Gemeinsam müsse nach praktikablen Lösungen zur Verminderung der Ammoniakemissionen aus der Gülle gesucht werden, die insbesondere auch finanziell für kleinere landwirtschaftliche Betriebe zu stemmen sind. Das alles, um der Richtlinien der NECR2030 nachzukommen, nach der bis zum Jahr 2030 in Deutschland die Ammoniakemissionen um 29 Prozent reduziert werden müssen, in erster Linie jedoch einer Tatsache, die es auf schnellstem Wege zu verändern gilt: Ein Status quo, den Dr. Peter Hamel seinen fundierten Ausführungen mit der Tatsache unterlegte: "Ammoniak, ein klima- und umweltschädigendes Gas stammt weltweit zu rund 95 Prozent aus der Landwirtschaft!"

Der Veranstaltungsort

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Fehlende Stühle waren zu Beginn noch schnell herbeigeholt worden für die große Runde. Wo? Mitten im Kuhstall. Drei Rinder fressen im Hintergrund gemütlich an ihrem Heu, farbenfroh klemmten Futtereimer an der weiß gekalkten Wand, auf der Spotlights der Referenten mit einem Beamer projiziert wurden - hier, mitten auf der Achse der bis heute traditionell geführten Landwirtschaft der Familie Hamel in Storndorf, wurde referiert, lebhaft diskutiert, hier wurde vor Ort die Ammoniakemission behandelter und unbehandelter Gülle gemessen. Begrüßt in seiner natürlichen unverblümten Art hatte die zahlreichen Gäste der Landessprecher der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL), Reinhard Nagel aus Twistetal. Er forderte, dass Bauern auch nach dem 1. Februar 2020 noch mit ihren Breitverteiler-Güllefässern fahren dürfen, vorausgesetzt die Gülle ist so veredelt, dass sie weniger Ammoniak emittiert und so mit den Schleppschläuchen mithalten kann.


"Hilfe für realistische Projekte"


Dr. Beatrix Tappeser, Staatssekretärin

"Ich kann mich kaum daran erinnern, einmal an einem solch authentischen Ort eine Rede gehalten zu haben", konstatierte Dr. Beatrix Tappeser, Staatssekretärin des hessischen Ministeriums für Umwelt, Klimaschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz. Nicht zuletzt wies sie mit drastischen Beispielen hin auf die Notwendigkeit von Maßnahmen gegen den Klimawandel. In diesem Zusammenhang versprach sie, realistische Projekte zur Verminderung von Ammoniak in der Gülle durch das Ministerium zu unterstützen, "wenn dieses auch oft lange Wege" seien. Bislang setzt der Gesetzgeber auf Vorgaben bei der Ausbringung, um den Ammoniakausstoß zu mindern. Die Staatssekretärin sagte den Landwirten, für eine Zulassung solcher alternativer Techniken sehe es gut aus.

Vortrag Dr. Peter Hamel

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Dr. Peter Hamel berichtete in seinem Vortrag, dass Bauern von der "Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft Hessen" und der "Interessengemeinschaft gesunde Gülle" inzwischen gemeinsam eine effektive Methode zur organischen Behandlung von Gülle entwickelt haben. Damit sei man in der Lage, die erforderliche Reduzierung laut Klimaschutzzielen des Jahres 2030 von minus 29 Prozent Ammoniakausgasung aus der Gülle bereits innerhalb weniger Wochen auf Bauernhöfen zu erreichen. Schleppschläuche, Schleppschuhe oder Injektionstechnik, unerschwinglich für kleinere landwirtschaftliche Betriebe, das habe man inzwischen weithin in Fachkreisen erkannt, seien nicht ansatzweise in der Lage, die erforderlichen Klimaziele zu erreichen. Des Weiteren entstünden bei solch angewandten Techniken schwerwiegende weitere Nachteile, wie beispielsweise die Bildung von schädlichem Lachgas oder die Problematik, dass durch den Druck bis zu 50 Tonnen schwerer Maschinen der Ackerboden stark verdichtet werde.

Das von AbL und IG "Gesunde Gülle" favorisierte Verfahren hingegen lautet: "Gülleveredlung", die bereits am Beginn der Verfahrenskette nämlich im Stall beginnt. Letzteres konnte, wie bereits erwähnt, an diesem Tag plastisch und konkret vor Ort bewiesen werden: Ohne hohe Investitionssummen wurde die Gülle im Stall vor Ort mit einer Mischung aus Leonardit, Gesteinsmehl und Pflanzenkohle bestreut. Auf dem Messgerät deutlich erkennbar: Die Ammoniakausgasung aus der Gülle wurde innerhalb kürzester Zeit um rund 50 Prozent verringert. Als weiteren positiven Nebeneffekt dieser Methode nannte Dr. Hamel die Verbesserung des Bodenlebens und eine "wesentliche Unterstützung der notwendigen Mikroorganismen" bei Ausbringung einer solch behandelten Gülle. Dadurch werde Dauerhumus angereichert und auf Grund dessen anfallendes CO2 im Boden eingelagert und nicht mehr in die Atmosphäre geschleudert.

Wer führte Messungen durch?

Durchgeführt wurden die Messungen von dem mittelfränkischen Bio-Bauern Jens Keim und Dr. Michael Unruh von der Firma ExRox mit einem von der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft zertifizierten Gerät. Des Weiteren beschrieb Andreas Sünder vom LLH (Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen) die Planungen der Untersuchungen im Projekt "EmiGül", und den bereits durchgeführten Gefäßversuchen zu dem Auswaschungsverhalten von behandelter Gülle zur unbehandelten Gülle und zu Mineraldünger. Interessante Ausführungen folgten von Professor Andreas Gattinger (Universität Gießen) zum Potential von Güllezusätzen. Er wird an seinem Institut Reihenuntersuchungen über das Emissionsverhalten von Gülle durchführen.

Keine theoretische Hirngespinste

Zu Ende ging ein Tag, der das Publikum nicht mit theoretischen Hirngespinsten überfütterte, sondern der durch konkrete Beispiele zeigte, was man dem Klimawandel, in diesem Fall den hohen Ammoniakemissionen aus der Gülle, in der Realität entgegensetzen kann. Angereist aus Fulda für die Firma Tegut, setzte Christian Leuthner in seiner unkomplizierten freundlichen Art einen nachdenklichen Punkt im persönlichen Gespräch: "Jeder, nicht nur wir von unserer Firma als Verantwortliche für den Verkauf an den Verbraucher, jeder von uns kann in ganz kleinen Schritten mit wenigen Kleinigkeiten etwas gegen den Klimawandel tun. Dazu brauche ich nicht erst ein E-Auto kaufen!"

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