27. April 2013 - Energiegenossenschaft Schwalmtal

Quelle: OZ Alsfeld - OZ-Redakteurin Sabine Galle-Schäfer

Ziel: Unabhängig sein von großen Konzernen

Energiegenossenschaft schreibt Bürgerbeteiligung groß

Jürgen Steuernagel und Andreas Roth haben eine Vision: Sie möchten unabhängig werden von den großen Stromkonzernen und den Mitgliedern ihrer Energiegenossenschaft die Möglichkeit geben, den Strom günstiger einkaufen zu können als auf dem Markt. Ein erster Schritt ist mit der Gründung der Schwalmtaler Genossenschaft getan, auch wenn der Weg dahin, das mussten die beiden Vorstandsmitglieder schnell erkennen, zunächst einmal ziemlich mühselig war.

Die Idee dazu wurde übrigens bei einem Gespräch mit Unternehmern im Bürgermeisterwahlkampf geboren: Andreas Roth machte damals den Vorschlag, eine solche Genossenschaft ins Leben zu rufen „und alle sind drauf angesprungen", erinnert sich Steuernagel im OZ-Gespräch. Der SPD-Kandidat jedenfalls versprach spontan: „Egal, ob ich gewählt werde oder nicht – ich kümmere mich darum."

Und dieses Versprechen hat er eingehalten – mehr noch, gemeinsam mit Andreas Roth und Arno Steuernagel bildet er den Vorstand der Genossenschaft, der von einem neunköpfigen Aufsichtsrat kontrolliert wird und auf den erst einmal jede Menge Papierkram wartete: Vor der entscheidenden Eintragung ins Genossenschaftsregister nämlich mussten ein Geschäfts- und ein Investitionsplan vorgelegt werden. „Wir sind alle komplett ehrenamtlich tätig, das musste alles in der Freizeit erledigt werden", erinnern sich Steuernagel und Roth an den enormen „bürokratischen Zeitaufwand". Zu allem Überfluss schlich sich noch ein notarieller Fehler ein, sodass der ganze Schriftkram ein zweites Mal vorgelegt werden musste. Und: Das Ganze kostete natürlich auch etwas. 1000 Euro waren allein für die Prüfung durch den Genossenschaftsverband zu zahlen, ehe dann im Dezember endlich die Eintragung ins Genossenschaftsregister, und damit der wirtschaftliche Startschuss, vorgenommen wurde.

Regionale Wertschöpfung mit Bürgerbeteiligung

Bei all den Diskussionen, die in den Gremien in all der Zeit geführt wurden, kristallisierte sich heraus: An erster Stelle steht die „regionale Wertschöpfung mit Bürgerbeteiligung", stellt Steuernagel fest. „Alles andere ordnet sich dem unter." In welche Bereiche konkret investiert wird, das wird in den Gremien ausführlich diskutiert – und dabei kamen schon ganz interessante Vorschläge zutage. So wurde beispielsweise an der Uni Rostock ein „Wasserkraftwerk" für schwach fließende Gewässer entwickelt. Es funktioniert wie ein Mühlrad, dessen Fächer nur an der Oberfläche ins Wasser eintauchen, und könnte eventuell in der Schwalm eingesetzt werden. „Das ist das Spannende, dass man in der Energiegenossenschaft über solche Dinge nachdenkt, die sonst nicht so mainstream sind", wirbt Andreas Roth.

Photovoltaik

Allerdings: „Photovoltaik ist schnell und einfach umzusetzen." Von der Planung bis zur Installation vergehen gerade einmal zwei Monate, rechnet Roth vor. Eine erste Anlage – installiert auf dem Sportheim in Storndorf – hat die Genossenschaft jetzt übernommen. Mittlerweile haben erste Schwalmtaler Kontakt zur Genossenschaft aufgenommen, weil sie Dachflächen zur Verfügung stellen wollen. Auch über Flächen auf gemeindlichen Gebäuden wird verhandelt. In ersten Gesprächen wurden noch „alle Flächen zugesagt", jetzt will die Gemeinde „uns nur noch zwei geben und den Rest selbst machen", merken die Vorstandsmitglieder kritisch an. Überhaupt: „Da hat lange die Unterstützung gefehlt", so ein weiterer Kritikpunkt.

Solaranlagen aber lassen sich nicht nur auf Dächern installieren, mittlerweile gibt es riesige Freiflächen, auf denen Kollektoren installiert sind – auch im Schwalmtal ist ein solches Projekt geplant, und zwar an der Bahnlinie bei Brauerschwend. „Wir sind früh involviert gewesen", erzählen Roth und Steuernagel. Komplett wollte die Genossenschaft das Ganze nicht durchziehen, da waren sich Vorstand und Aufsichtsrat sicher, doch die Option, sich zu beteiligen, besteht.

Windenergie

Was die Windenergie angeht, da haben die Genossenschaftsmitglieder eine Fläche in Rainrod ins Auge gefasst. Dort könnten ein bis zwei Anlagen aufgestellt werden, kann sich Andreas Roth vorstellen.

Kein Biogas

Auch wenn über die verschiedensten Formen erneuerbarer Energien diskutiert wird, einen Punkt schließt Jürgen Steuernagel definitiv aus: „Was für uns gar nicht geht, sind Biogas-Anlagen." Landwirtschaftliche Flächen müssten weiter für die Nahrungsmittelproduktion genutzt werden, und nicht für die Energieproduktion, macht Steuernagel seinen Standpunkt deutlich.

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