BLICK ZURÜCK: Was geschah vor 20 JAHREN?

Quelle: OZ, 30.05.1997

Vom langen Streben nach Einheit

Schwalmtal: Neun Kleingemeinden entlang der Schwalmufer kamen 1972 unter einen Hut

(aep). Seit 25 Jahren ist die Landschaft zwischen Alsfeld und Lauterbach jetzt eine Einheit - als die Gemeinde Schwalmtal. Rund 3 400 Menschen beleben dieses junge kommunale Gebilde links und rechts der Schwalm, das seit der Gründung um Einheit bemüht ist.

Kein dominierender Schwerpunkt, kein bauliches oder wirtschaftliches Zentrum prägen diesen weitläufigen Landstrich zwischen Alsfeld und Lauterbach, den beiden größten Städten des Vogelsbergkreises. Alle Bemühungen der Gemeindeoberhäupter bewegten daher von jeher auf dem schmalen Grat zwischen dem Anliegen, den einzelnen Dörfern Eigenleben zu gewähren und doch die ehemals neun Kleingemeinden zu einem Ganzen zusammenzuschweißen.

Diesen Versuch verdeutlichen große bauliche und finanzielle Anstrengungen: Neun Dorfgemeinschaftshäuser richtete die Gemeinde ein - soviel wie keine der Nachbarkommunen, die großen Städte ausgenommen. Auf sechs Sportplätzen toben sich die Schwalmtaler aus - das bietet das Umland nicht. Andererseits gibt es nur eine Schwalmtaler Feuerwehr - mit acht verschiedenen Feuerwehrvereinen. Und natürlich gibt es nur ein politisches Zentrum: Renzendorf, wo die Verwaltung ihren Sitz hat. Auch die Jubiläumsveranstaltungen mit Radrundfahrt und gemeinsamer Feuerwehrdemonstration sollen bei den Schwalmtalem das Gemeinschaftsgefühl stärken.

Manch unkundiger Durchreisender mag gar nicht gemerkt haben, daß er auf der Fahrt von Alsfeld nach Lauterbach mit der idyllischen Landschaft die Gemeinde Schwalmtal passiert hat. Dennoch ist diese Kommune im Vogelsbergkreis und gar in Nordhessen auf zweierlei Weise zentraler Anlaufpunkt: mit der Mülldeponie im Bastwald und der Tierkörperbeseitigungsanstalt bei Hopfgarten. Zwei Einrichtungen, mit denen die Schwalmtaler sich inzwischen weitgehend arrangiert haben - ohne damit besonders glücklich zu sein.

Vor allem die Deponie erregte seit ihrer Einrichtung 1986 mehrfach die Gemüter, ließ die Bürger gar auf die Barrikaden gehen, als diese merkten, daß sie nicht nur den Müll des eigenen Kreises über ihre Straßen rollen lassen sollten, sondern auch noch fremden. Die Schwalmtaler lernten protestieren: auch gegen die Endlagerung von verseuchtem Kieselrot und durch Krankheit verendete Schafe. Jetzt sorgt die Deponie erneut für kontroversen Gesprächsstoff: Wieder rollt Fremdmüll an - monatlich bis zu 2 500 Tonnen aus dem Wetteraukreis. Die Frage ist diesmal aber lediglich: Wieviel fällt bei dem Müllhandel für die Gemeinde ab?

Ortsumgehung kommt

Ein weiteres Großprojekt wird demnächst dafür sorgen, daß Reisende oder Pendler die Region auf der B 254 reibungsloser durchfahren können - die Ortsumgehung für Brauerschwend. Das neue Stück Straße gibt dieser seit Jahrzehnten von der Bundesstraße in zwei Teile zerschnittenen Durchfahrtsiedlung zusammen mit dem Dorferneuerungsverfahren aber auch die Chance auf ein echtes Zentrum und damit eine neue Identität. Der symbolische erste Spatenstich soll Anfang Juli stattfinden.

Gesteigertes Umweltbewußtsein und entsprechend wachsender Gesetzesdruck stellten die Flächengemeinde Mitte der achtziger Jahre vor die bislang umfangreichste und teuerste Aufgabe ihrer kurzen Geschichte: den Anschluß der Haushalte an ein Kanalnetz und eine verbesserte Säuberung des Abwassers. Zehn Kilometer Sammlerleitung verschwanden in der Erde, seit 1986 die erste Kläranlage in Rainrod ihren Betrieb aufnahm. 1990 kam die Storndorf/Vadenröder Anlage hinzu, und seit Mai 1996 ist auch das Klärwerk in Hopfgarten in Betrieb. 18 Millionen Mark Investitionen waren dazu nötig, von denen die Gemeinde über zehn Millionen aufbrachte - ohne die Bürger über Flächenbeiträge an den Kosten zu beteiligen. Es dauerte lange, bis sich die Gemeindevertretung dazu durchrang, den dabei entstandenen kommunalen Schuldenberg mit angehobenen Gebühren zu begrenzen.

Und so langsam wächst auch im Bewußtsein der Schwalmtaler der ganzheitliche Gedanke: über den gemeinsamen Besuch der Kinder in der einzigen Grundschule und in den beiden Kindergärten - die übrigens den gesetzlichen Anspruch seit Fertigstellung des Anbaus in Brauerschwend erfüllen.

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