25. September 2021 - TV Storndorf
100 Jahre TV Storndorf
Quelle: OZ Artikel vom 29.10.1935 und vom 07.11.1935
Am 5. Juni 1921 wurde der Turnverein Storndorf ins Leben gerufen. Das war also vor ziemlich genau 100 Jahren. Der Verein kann auf eine stolze Geschichte zurückblicken. In einer kleinen Serie soll diese Geschichte etwas näher beleuchtet werden. Sollten Sie Bilder, Zeitungsberichte oder kleine "Geschichtchen" parat haben, dann schicken Sie diese bitte zur Veröffentlichung an
Ein hessischer Turnverein ehrt den ungarischen Ministerpräsidenten
Gömbös’ Vorfahren mütterlicherseits vor 200 Jahren nach Ungarn ausgewandert
Zeitungsartikel vom 29. Oktober 1935
Es dürfte wohl nicht allgemein bekannt sein, daß der vom deutschen Volke so sehr verehrte ungarische Ministerpräsident Gömbös verwandtschaftliche Beziehungen zum Hessenlande hat. Einer seiner Ahnen mütterlicherseits stammt aus dem Vogelsbergdorf Storndorf (Kreis Alsfeld). Es ist Johannes Weitzel aus Storndorf, dem wir unter den Auswanderern begegnen, die in den Jahren von 1721 ab von Hessen nach Ungarn zogen und dort als Siedler eine zweite Heimat fanden.
Die Einwohner Storndorfs sind stolz daraus, dass die Ahnenreihe des ungarischen Ministerpräsidenten in ihren Ort zurückreicht, zumal man weiß, dass der hohe Staatsmann des uns befreundeten Ungarlandes sich heute noch seiner oberhessischen Heimat verbunden fühlt. Das war dem Turnverein Storndorf Anlass, Herrn Gömbös, der dazu noch als Freund des deutschen Turnens bekannt ist, die Ehrenmitgliedschaft anzutragen.
Anmerkungen
1) "Gömbös' erste Frau war eine Maria geb. Weitzel, geboren 1867 in Murga/Ungarn. Wenn ich meine Auswandererdatenbank anschaue, dann würde ich sagen, sie ist eine Nachfahrin des Johann Weitzel aus Storndorf, der 1731 in Varsad/Ungarn die Witwe des Kaspar Schäfer aus Storndorf heiratete. Varsad ist nicht weit von Murga entfernt, keine 30 km auf der Straße. Die Luftlinie ist deutlich kürzer."Diese Information stammt aus der Feder von Herrn Axel Anke, dessen Ehefrau eine geborene HAINER ist. Die Vorfahren von Frau Anke stammen aus Storndorf. Vielen Dank an Herrn Anke für die Recherchen.2) Aus heutiger Sicht dürfte sich der "Stolz" auf den Ministerpräsidenten Gömbös sehr in Grenzen halten, war er doch ein Freund des Nazi-Regimes. Der folgende LEMO-Artikel erhellt dies: https://www.dhm.de/lemo/kapitel/der-zweite-weltkrieg/kriegsverlauf/ungarn-als-verbuendeter-des-deutschen-reiches.html
Der Dank des Ministerpräsidenten
Herr Gömbös hat die schlichte Ehrung freudig angenommen. Sein Schreiben, das er an den Vereinsführer, Turnbruder Reul, gesandt hat, dürfte in weiten Kreisen lebhaftem Interesse begegnen.
Es heißt im Wortlaut: „Die freundliche Mitteilung, dass mich der Turnverein Storndors in die Reihe seiner Ehrenmitglieder ausgenommen hat, erfüllt mich mit aufrichtiger Freude, und ich danke herzlichst für den mir entgegengebrachten Beweis guter Gesinnung. Wollen Sie, geehrter Herr Vereinsführer, meinen innigsten Dank auch bei den Mitgliedern des Turnvereins verdolmetschen mit dem Beifügen, dass ich in dieser Ehrenmitgliedshaft nicht nur ein Band der Zusammengehörigkeit mit jener Gemeinde erblicke, aus der meine Vorfahren mütterlicherseits stammen, sondern auch ein Zeichen dessen sehe, dass meine auf ein gutes Verhältnis mit dem Deutschen Reich gerichtete Politik selbst in Ihrem Kreise Verständnis und Widerhall gesunden hat.
Mit dem Ausdruck vorzüglicher Hochlautung! gez. Gömbös.“
Der Wortlaut der Ehrenurkunde
Die kunstvolle Ehrenurkunde des Turnvereins Storndorfs geht dieser Tage über das Auswärtige Amt in Berlin und die Deutsche Gesandtschaft in Budapest im Kurierwege dem Ministerpräsidenten Gömbös zu.
Die Inschrift der Urkunde lautet: „In Ehrerbietung und Treue ernennt hiermit der Turnverein Storndors Herrn Ministerpräsident Gömbös zum Ehrenmitglied: in dankbarer Anerkennung seiner aufrichtigen Verbundenheit zur Heimat seiner Ahnen.”
