3. Mai 2022 - SG Schwalmtal

Quelle: OZ Alsfeld 03.05.2022 / Volker Lehr

Daniel Schöppner spricht über sein Aus in Schwalmtal

Die Entscheidung, die SG Schwalmtal zu verlassen, sei Daniel Schöppner sehr schwergefallen, war zudem sehr emotional. Was er sich zum Abschied wünscht, verrät er im Interview.

SCHWALMTAL - Diese Nachricht übertünchte alle Ergebnismeldungen des Wochenendes: Daniel Schöppner (33) verlässt am Saisonende nach sechs erfolgreichen Jahren als Trainer den Fußball A-Ligisten SG Schwalmtal. Wie es zu dieser Entscheidung kam, welche Beweggründe der Meistercoach der Saison 2018/19 hatte, darüber sprach er mit der OZ

Wie schwer ist ihnen die Entscheidung gefallen und was waren die Gründe?

Es war eine wirklich sehr schwere und sehr emotionale Entscheidung für mich. Wir haben in den sechs Jahren sehr viel zusammen erlebt, haben viele schöne Erlebnisse gefeiert, aber auch schlechtere Phasen zusammen durchgestanden. Wir sind dabei immer enger zusammengewachsen und sind dabei immer gegenseitig respekt- und vertrauensvoll miteinander umgegangen Ich weiß sehr zu schätzen, was ich an dem Verein und der Mannschaft habe. Das beendet man nicht so einfach und man macht sich viele Gedanken. Die Entscheidung hat mich sehr viel Energie und Überwindung gekostet. Der Verein und die Jungs sind mir enorm ans Herz gewachsen und selbst in schwierigen Momenten habe ich mich immer auf sie verlassen können. Die Gründe des Weggangs sind rein persönlich und haben absolut gar nichts mit dem Verein oder der Mannschaft zu tun. Ich habe im Herbst letzten Jahres beruflich eine neue Herausforderung angenommen, die mich zeitlich mit Fahrzeiten und Außendienstterminen immer mehr beansprucht. Ich habe eine Familie, die sportlich bei allen Entscheidungen hinter mir steht und mir sämtliche Freiräume gibt. Aber ich habe durch den neuen Job und all die Fahrzeiten gemerkt, dass ich nun noch weniger Freizeit für mich und sie habe. Ich bin jemand, der sehr viel Zeit und Kraft in die Trainertätigkeit steckt. Wenn ich so eine Aufgabe wahrnehme, kann und will ich das auch nur zu 100 Prozent umsetzen und vorangehen. 70, 75 Kilometer und fast eineinhalb Stunden Fahrzeit ins Schwalmtal für jede Einheit, plus bei Auswärtsspielen zum Teil noch mehr, sind in der aktuellen Zeit einfach eine Hausnummer. Gerade am Wochenende stecke ich zudem viel Zeit in die Vorbereitungen und Abstimmungen. Ich möchte die Jungs stetig besser machen, jedes Spiel das Maximum rausholen und versuche dabei immer, mein Bestmögliches einzubringen. Ich habe nun das Gefühl, dass meine Familie und mein kleiner Sohn mich mit zunehmendem Alter auch mehr brauchen, mehr Zeit mit mir haben möchten und ich die Fahrten und Aufwendungen so nicht weiterhin leisten kann. Ich war mir somit am Ende nicht sicher, ob ich den Jungs nochmals ein ganzes Jahr diese komplette Energie liefern und ihnen in der jetzigen Form gerecht werden kann. Verein und Mannschaft haben es verdient, jede Saison das Maximum zu erhalten, weiterentwickelt zu werden und oben mitzuspielen. Die SG Schwalmtal gehört für mich zu den Top-Adressen in Alsfeld und jede Saison in die Spitzengruppe der Liga.

Auch für meinen Präsidenten Thomas Hildebrand tut es mir sehr leid, da ich gerade mit ihm über die Jahre sehr viel telefoniert und geschrieben habe. Von Tag eins an hatten wir ein super Verhältnis und auch er hat mich immer unterstützt, hatte immer ein offenes Ohr für mich und hat viel für mich getan. Er ist ein ganz toller Mensch und auch er leistet viel für den Verein und die Jungs. Er ist ein Arbeitstier und Fußballer durch und durch, das macht echt Spaß mit ihm und auch er wird mir fehlen. Schon jetzt kann ich sagen, dass die Zeit im Schwalmtal eine ganz besondere war. Persönlich, sportlich, aber auch fachlich hat sie mich sehr gefordert, aber auch entwickelt und weitergebracht. Ich habe viele tolle Menschen kennen und schätzen lernen dürfen, habe immer viel Vertrauen für meine Tätigkeit bekommen und durfte über viele Jahre mit Thomas und tollen Jungs zusammenarbeiten. So etwas erlebt man heutzutage nicht überall und ist nicht mehr selbstverständlich. Im Nachhinein war es eine verdammt tolle Zeit und ich würde es genauso wieder machen.

Wie war die Reaktion der Mannschaft?

Auch wenn mein Präsident und Förderer Thomas Hildebrand und mein ehemaliger Schulkollege und jetziges Vorstandsmitglied Marcus Weitzel schon ein paar Tage vorher informiert waren, war es für mich ein sehr bewegender Tag und alles andere als ein normaler Spieltag. Als wir dann mit einer super Leistung noch 1:0 gewonnen haben und mein Präsident auf mich zukam, dass wir es jetzt ansprechen, waren sehr viele Gefühle im Spiel. Ich glaube, die Mannschaft weiß und hat gemerkt, dass es keine Entscheidung gegen sie war und es mir alles andere als leicht fällt, sie am Ende der Saison zu verlassen. Sie kennt ja meine persönlichen Verhältnisse und wöchentlichen Aufwendungen und weiß, dass sie mir was bedeuten. Es ihnen dann nach so einem Spiel und Sieg mitzuteilen, war sehr bewegend. Die Reaktion der Mannschaft hat mich dann nochmals sehr berührt und zeigt mir, dass die Jungs es die Jahre absolut wert waren und sie mehr für mich sind eine nur meine Fußballspieler. Das war ein sehr besonderer Moment für mich, wofür ich den Jungs sehr dankbar bin. Ich werde die Jungs schon sehr vermissen. Sie können sich aber sicher sein, dass ich ihnen als Fan und Mensch verbunden bleiben werde, dass ich sie in ihrer weiteren Entwicklung im Auge behalten und mir sicher das ein oder andere Spiel angucken werde.

Wie sind die Ziele bei der "Abschiedstournee"?

Erst einmal ist es mir wichtig und wünsche ich dem Verein und der Mannschaft, dass sie einen guten Menschen und Trainer als meinen Nachfolger finden, der den sportlichen Weg mit ihnen weitergeht. Für mich persönlich wird sich an meiner Herangehensweise und Zielen der Saison rein gar nichts ändern. Ganz im Gegenteil. Ich habe den Jungs am Samstag schon gesagt, dass ich weiterhin noch Ziele habe. Wir wollen in der Liga weiterhin das Maximum rausholen. Wir haben jetzt noch fünf Saisonspiele plus einmal Pokal. Wir haben am Samstag gesehen, was drin ist, wenn wir voll da sind und abliefern. Wir wollen versuchen all diese Spiele zu gewinnen. Ein Platz in den Top 3 wäre nochmals sensationell. Und dann wartet noch das Pokalhalbfinale gegen Kirtorf auf uns. Es wäre natürlich ein Traum und die absolute Krönung, wenn wir das Finale erreichen und zum Ende vielleicht sogar noch aus dem Pokal trinken könnten.

Wie zufrieden waren Sie mit dem Spiel gegen Reiskirchen/B/S?

Da muss ich der Mannschaft ein großes Lob aussprechen. Die letzten Wochen waren nicht einfach für uns und nicht so, wie wir uns das vorgestellt und gewünscht haben. Am Samstag haben wir wieder so agiert, wie wir Spiele gewinnen können. Wir haben ein paar Dinge angesprochen, die für uns wichtig sind, um Spaß am Fußball und zugleich Erfolg zu haben. Die Mannschaft war sehr agil und wach, hat den Plan sehr gut umgesetzt und vor allem diszipliniert durchgezogen. Am Ende wurden wir für unseren Einsatz und unsere Einstellung belohnt und haben uns den Sieg und das eine Tor auf dem Platz als Mannschaft erkämpft.

Wer gewinnt die Aufstiegsrunde?

Laubach und Kirtorf scheinen da aktuell gute Karten auf den Titel zu haben. Gegen beide Mannschaften spielen wir noch einmal und wollen einen guten Fight abliefern. Ich bin gespannt, wie Laubach die Rolle des nun "Gejagten" erfüllen wird, da das mental schon was verändern kann. Ich glaube, dass da noch nichts entschieden ist und glaube, dass es auch noch Überraschungen geben kann. Für die Liga und deren Spannung würde ich mir wünschen, dass es bis zum Ende ein offenes und enges Rennen bleibt und wir noch viele spannende Spieltage erleben.

Wie geht es mit Ihnen sportlich weiter?

Für mich steht an erster Stelle, die Saison im Schwalmtal bestmöglich abzuschließen. Das ist meine Kernaufgabe und die will ich bis zum Schlusspfiff des letzten Spieles erfüllen. Weiterhin war mir erstmal sehr wichtig, dass die Mannschaft nun auch über meinen Weggang informiert ist und sie es mit den Hintergründen von mir persönlich erfahren. Nun kann ich weiterdenken und planen. Wie es bei mir weitergeht, wird sich somit die nächsten Tage zeigen. Meiner Familie und mir ist klar, dass ich nicht ganz ohne Fußball kann, dem Fußball verbunden bleiben will und nicht komplett aufhören kann. Ein paar Anfragen musste ich die letzten Wochen schon absagen. Ein weiterer Verein hat sich mit einer besonderen Herausforderung sehr um mich bemüht, die vielleicht etwas überraschend daherkommt. Diese Aufgabe liegt in der Nähe meines Wohnortes und würde sich auch mit meinem zeitlichen Rahmen decken. Ich kann mir gut vorstellen, dass die Tätigkeit und die Mannschaft zu mir und meinen Vorstellungen passen und wir die Tage nochmal ein Gespräch führen werden. Am Ende werde ich folglich zukünftig zwar etwas mehr Zeit für die Familie haben. Ich will den Schwalmtaler Jungs aber auch weiterhin als Zuschauer und Gönner und zudem dem Fußball als Trainer treu bleiben.

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