7. August 2022 - Ev. Kirchengemeinde
Wer hat an der Uhr gedreht …
Gedanken über unsere Glocken
Bestimmt ist es aufgefallen: irgend etwas stimmt nicht mit unserer Kirchturmuhr, mit dem Geläut. Erst haben die Glocken unendlich lang geläutet, dann eine Zeit gar nicht mehr, daraufhin wurden ihnen die Sicherung herausgedreht und es herrschte Stille. Jetzt hört man sie wieder die Zeit verkünden.
Der Auslöser für diese Irritation war die turnusgemäße Wartung der Läuteanlage. Jetzt hört man sie zwar wieder die Zeit verkünden, aber es gibt weiterhin Probleme.
Es ging also ein paar Tage ganz ohne die Kirchenuhr und das Läuten. Hat es gefehlt? Ist es in unserer digitalen Welt überhaupt noch von Bedeutung? Werden die Glocken bei der Dauerbeschallung durch Verkehr, Radio, Musik und Smart-Phone überhaupt noch wahrgenommen? Haben sie eine Bedeutung für das Dorf und die Gemeinde, lohnt eine Reparatur?
Dazu ein paar Gedanken: Früher hatten viele Menschen bei der Arbeit auf dem Feld, im Stall oder an den Maschinen keine Armbanduhr, sie war zu kostbar um sie Alltags zu tragen. So orientierte man sich an der Kirchenuhr. Die Glocken teilten den Tag akustisch ein. Wenn es um 7.30 Uhr läutet(e), wussten / wissen Storndorfer Kinder, dass es Zeit ist sich auf den Schulweg zu machen. Vorausgesetzt sie trödeln nicht, konnten / können sie pünktlich zum Schulbeginn um 7.45 Uhr auf dem Schulhof sein.
Wenn man die Glocken um 12.00 Uhr hörte, beeilten sich die Landwirte vom Feld nach Haus zu kommen, das Mittagessen stand auf dem Tisch. Um 12 Uhr sangen auch die Kinder, die halbtags den Kindergarten besuchten: “Die Uhr schlägt bumm, die Zeit ist rum“. Das Spiel ist aus, wir gehen nach Haus“.Schlägt die Glocke um 19.00 Uhr, so war klar, dass der Feierabend beginnt. Und auch der Sonntag wird am Samstagabend lautstark eingeläutet.
Aber Glocken können mehr: sie rufen die Gemeinde zum Gottesdienst und geben kund, wenn in der Kirche das Vaterunser gesprochen wird. Besonders feierlich ist es, wenn die Hochzeitsglocken läuten und das Ehepaar und die Gäste begrüßen. Der Klang der Glocken am Heiligen Abend schafft es die Menschen zu berühren und gemeinsam mit den vertrauten Weihnachtsliedern und der Weihnachtsgeschichte gehört er zum 24. Dezember. Um 24.00 Uhr am 31. Dezember wird sich unter dem Geläut der Glocken ein frohes neues Jahr gewünscht. Die Glocken sind am Morgen einer Beerdigung zu hören, und auch 10 Min. vor der Beginn der Trauerfeier rufen sie die Trauergäste.
Die Glocken begleiten also unseren Alltag und unsere Feiertage, fröhliche und traurige Ereignisse im Dorf. Schön wäre es, wenn sie auch läuten würden, wenn im Dorf ein Kind geboren ist.
Fazit dieser Gedanken über unsere Glocken: Ja, eine Reparatur der Läuteanlage lohnt sich, denn die Glocken sind besonders heute wichtig für das Dorf und deren Bewohner, sie sind ein Stück Heimat.
LÄUTEORDNUNG